Autobiographie
 
MEMOIREN (Auszüge)
Brünn – erster Kapellmeister
Estland – Reval (heute Tallin)
Leipzig – Staegemann
Drei Saisons am Rhein
Hannover – Hamburg
 
GALERIE
Tonaufnahme, Fotografien

 

  Karel Burian
12. 1. 1870 in Rousínov bei Rakovník - 25. 9. 1924 in Senomaty in der Heimatgemeinde
In der Welt bekannt als Carl (Karl) Burrianceskyenglish
 
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Als Lehrling kannte ich nur das eine: Jurae ad verba magistri. Der aufsteigende Künstler hat den Philologen nie ganz verdrängt, und später half der Philologe dem Künstler auf die Beine... (Wagner!). Als Lehrling kannte ich kein Maß und keine Selbstbeherrschung. Brünn, Reval und – Leipzig: ein gewaltiger Sprung! Die Kunst kennt keine Sprünge...
 
Meine drei Jahre am Rhein glichen aus, was ich in meiner Selbstzufriedenheit hatte überspringen wollen. Dort war der Boden für reine Arbeit, voller Leiden, Demütigungen, Zweifel und Hoffnungen. Ich schlug mir Leipzig und Berlin aus dem Kopf, und wie wohl fühlte ich mich in Aachen! Dieses kleine, alte Theater mit seinen antiken Säulenreihen, unvergeßlich! Dieser kleine, alte Direktor Ernst, der als Verwalter der Berliner Hofoper auch schon bessere Zeiten gesehen hatte – unvergeßlich!...
 
... Zwei solche Kerle (Goetze und Birrenkoven – Anm. d. Red.) waren meine Vorgänger in Köln, und aus mir, einem 23jährigen Jüngling, wollte Hoffmann den Dritten machen, und zwar über Nacht. Lyonel, Maurice, Raoul, Arnold und ähnliche „Literatur" sollte aus mir einen Commis voyageur züchten, wie es Goetze war. Zum Glück und bei allen stimmlichen Vorzügen war meine Kunst insgesamt noch nicht auf dem Niveau, daß sie mit den paar großartigen hohen Tönen Schritt gehalten hätte; diese waren vorerst mein ganzes Rüstzeug. Also blieb ich ein beschiedenes Ensemblemitglied und hielt fleißig Ausschau, wo es etwas zu lernen und – abzuschauen gab...
 
K. B., Les Hugenotes Zwei Erscheinungen zogen all meine Bemühungen ganz auf sich: die berühmte dramatische Sängerin Moran-Olden und der große Meister des Gesangs, der Tenor Kalisch, Gatte der noch berühmteren Lilli Lehman. War Moran-Olden mir ein Vorbild, was das Dramatische angeht, so war es Kalisch in technischer Hinsicht. Wie dieser Künstler sein von der Natur bescheiden ausgerüstetes Organ beherrschte, darüber könnte man Bände schreiben! Aus einem trockenen, widerspenstigen, unnachgiebigen Instrument gelang es ihm einzig durch seine Technik, Töne von solcher Schönheit und so reichen Nuancen hervorzulocken, daß sie mir bis heute im Ohr klingen... Wer Kalischs Gebet des Eleazar gehört hat, am Anfang des zweiten Aktes „Allmächtiger, schaue nieder von der Höhe" in unnachahmlichem Mezza-voce, und dann im vierten die große Arie mit Stretta, der kann nur lächelnd mit den Schultern zucken über die „c-Athleten“ von heute!... Kalisch konnte alles; Kalisch war kein Spezialist. Caruso ist Puccinianer, Bonci ist Donizettianer, Slezák ist Meyerbeerianer, Knote Wagnerianer – Kalisch konnte alles! Sein Fluch war sein Organ, aus dem z.B. Caruso niemals etwas derartiges herausgeholt hätte: Ridi, Pagliaccio!...
 
...Wenn ich jemals etwas von einem theatralischen Künstler gelernt habe, dann bei weitem das meiste von Kalisch; und meine Karriere, die sich mir von Köln aus rasch eröffnete, beweist, daß ich ein fleißiger und geschickter Schüler war, der es binnen zwei Jahren dahin brachte, daß er sich in Hamburg mit seinem Kölner Meister erfolgreich in so gut wie allen Partien abwechselte.
 
New York, Januar 1912, Foto: K. B. in der Oper „Die Hugenotten“
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Literatur: Burian K.: Pamìti (Smetana, Praha, roèníky 1911 - 1912); Hradèanský J. V.: Komorní pìvec Karel Burian ve svých veršovaných dopisech (Graf. ústav L. Beneše, Èeský Brod, 193?); Hradèanský J. V.: Komorní pìvec Karel Burian ve svých veršovaných dopisech (Fr. A. Urbánek a synové, Praha, 1933); Burian E. F.: Karel Burian (Praha 1948); Novotný A.: Pìvecký portrét (Supraphon, Praha 1974); Wenig J.: Ema Destinová - Karel Burian (Supraphon, Praha, 1960); Nejedlý Z.: Dìjiny opery Národního divadla I.-II. (Praha, 1949); Rektorys A.: Naši operní pìvci, (Praha 1958); Èerný J.: Osmý den (Reflex, Praha, 6. 3. 2003)

Realisation: Boris Klepal, Übersetzung: Iris Kneissel
Danksagung: Miloš Klepal and Alena Švecová.
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